Kennt ihr diesen Blick den man von Geschwistern zugeworfen bekommt wenn man sie grade richtig, richtig in etwas reingeritten hat?
Ja?
Genauso einen Blick, also einen der aller übelsten Sorte, warf mir mein Bruder zu als ich auf unserer Reise verkündet habe: „Ich will in Neuseeland Bungee springen gehen!“
Während ich mir diese Idee mit ca. 17 Jahren in den Kopf gesetzt hatte und durch nichts - nicht die Kosten, nicht den Temperaturen oder dem Betteln unserer Mutter - davon abzubringen war, war mein kleiner Bruder eher skeptisch. Da er allerdings mit 23 und guten 1,80 m nicht mehr ganz so klein ist, schlägt natürlich das männliche Ego bereits voll durch. Da steht die Familienehre auf dem Spiel, und meine Güte was sollen die Leute denken wenn die Schwester sowas macht und er kneift?! Geht gar nicht.
Also Todesblick an mich für meine tolle Idee, die Höhenangst gekonnt verdrängt und auf ins Auto in Richtung Lake Taupo.
Aussicht von der Bungee Station...laut Internet eine der schönste der Welt |
Ich hatte vor einigen Jahren einen Fernsehbericht über das Bungeespringen in Neuseeland gesehen und die Bilder vor Menschen die vor gigantischen Felswänden in malerischen Buchten an Gummiseilen rumbaumeln haben mich über die Jahre einfach nicht mehr losgelassen. Auf einem Parkplatz von so `nem komischen Kranen springen kann ja jeder! Für mich und meine Bucket-List muss schon etwas spektakuläreres her!
Das Frühstück haben wir morgens trotzdem vorsorglich auf ein Minimum beschränkt und hätte ich gewusst, dass mir an der Station ein netter Herr mit rotem (!!!), nicht so einfach abwischbaren (!!! ³) Edding mein Gewicht in gigantischen Lettern auf den Handrücken schreibt, hätte ich mir die Hell’s Pizza (ein kleiner Tipp am Rande) am Vorabend garantiert auch verkniffen *grmpf*. Aber ich seh es ja ein, wenn auch ungern, dass das Gewicht unter Umständen relevant ist wenn es um die Seillänge bzw. dessen Dehnung geht.
Um unserem Ruf als Schwaben auch am anderen Ende der Welt gerecht zu werden , wurde der Holde kurzerhand zum Fotografen ernannt (scho wieder 60 Eur g’schbart, gell!) und ich machte mich mit dem Brüderlein im Schlepptau auf den Weg zur Absprungstation. Während dieser gesamten Zeit hab ich mir eig. keinerlei Gedanken über den Sprung selbst gemacht, erst in dem Moment als ich vorne an der Kante stand, die Zehen darüber und die Arme in die Höhe strecken musste machte sich die blanke Panik breit. „ich kann mich nirgends festhalten, muss kopfüber ins Nichts stürzen und zahl auch noch Geld dafür!!! Bin ich denn des Wahnsinns?!?“
Die Jungs an der Station kennen diesen Blick vermutlich sehr genau und bevor ich mich versehe ruft es hinter mir „One, two, three, bungeeeeeeee!“ ein kleiner Schubs und ich bin kurz mal völlig fertig mit den Nerven.
Unter normalen Umständen bin ich ein Mensch der konsequent alles tussieske vermeidet. Ich trinke aus Prinzip keinen Aperol Spritz, mag keine Dinge in Herzform und wenn auf etwas Glitzer drauf ist, wird es ignoriert. Aber in diesem Moment war dann plötzlich alles anders. Ich bin zwar immer noch davon überzeugt das es für meine Reaktion eine plausible anatomische Erklärung gibt (jmd. ne Idee...irgendwas mit Zwerchfell und Stimmbändern oder so?!), aber diese hätte meinen Bruder dann auch nicht mehr interessiert. Der lag nämlich fast heulend vor Lachen am Ufer, weil ich, seine ultra coole große Schwester, „gekrischen hat wie ein kleines Mädchen“. Seine Worte hmmmpf.
Die ersten Sekunden waren aber auch wirklich verstörend. Interessanterweise fühlt es sich ein bisschen so an wie wenn man im Schwimmbad vom 3m Turm springt und beim Aufprall vergisst sich die Nase zuzuhalten und es dauert auch eine ganze Weile bis im Gehirn ankommt was grade passiert ist. Am Ende ist es dann aber einfach eine sensationelle Erfahrung...zumindest für mich, weil ich mir damit einen großen Traum erfüllen konnte.
So, und jetzt würde mich ja interessieren was auf eurer persönlichen Bucket-List so steht...brauch ja jetzt ein paar neue Ideen :-)
Unbedingt: ein Besuch bei Taupo Bungee
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